Swisstainable: Nudging im Tourismus für nachhaltigeres Reisen

Tourismusorganisation

In diesem letzten Blog-Artikel hast du die Chance attraktive Preise von der Zugersee Schifffahrt, der ZVB und dem PERRON NORD Restaurant zu gewinnen. Der Blog-Post behandelt auch das Thema Nudging im Tourismus und wie es helfen kann, nachhaltigeres Verhalten zu fördern.

Aussicht Zugersee

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1. Definition von Nudging

 

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Gemäss Prof. Dr. Jörn Basel von der Hochschule Luzern ist Nudging ein Tool der Entscheidungspsychologie, das darauf abzielt, das menschliche Entscheidungsverhalten systematisch und in bestimmter Weise zu beeinflussen. Es ermöglicht, Entscheidungen zu erleichtern, ohne bestimmte Dinge zu verbieten oder den Fokus auf monetäre Vorteile zu legen.

2. Praxisbeispiele von Nudging im Tourismus

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2.1 Handtuch Wechsel

Das bekannteste Beispiel aus dem Tourismusbereich ist sicherlich das oft zitierte Handtuchbeispiel aus den Hotelzimmern. Wo man halt gesagt hat: Es ist nachhaltiger, wenn man das Handtuch 2-3 Mal verwendet. Quasi wenn das Handtuch am Boden liegt, wird es ausgetauscht. Kann man quasi jederzeit machen. Wenn das Handtuch über dem Haken liegt, wird dies vom Reinigungspersonal so verstanden, dass hier das Handtuch noch einmal verwendet wird. Eben hier kein Verbot. Wer es täglich wechseln will, kann dies gerne machen. Es gibt keinen Anreiz. Man kriegt die Hotelnacht nicht billiger, wenn man das Handtuch irgendwie länger hängen lässt, sondern alleine dieser Appell. Da hat man auch festgestellt, dass wie sich andere Menschen verhalten sich sehr sehr stark darauf auswirkt, im positiven Sinne.

2.2 Lavendelbesitzer Schild für respektvolles Verhalten

Ein weiteres spannendes Nudging Beispiel im Tourismus ist die Geschichte eines Lavendelbesitzers in der Provence. Dort waren immer viele Menschen auf den Feldern, um Fotos zu machen. Der Besitzer hat ein Schild aufgestellt, auf dem stand, dass dies sein Privatbesitz ist und dass die Besucher draussen bleiben sollten. Das hat tatsächlich dazu geführt, dass weniger Menschen in die Felder gegangen sind. Mehr Informationen zu diesem Nudge inklusive Podcast findest du hier.

2.3 Der Kontext vom Nudge ist zentral

Man kann belegen, dass solche Nudges tatsächlich eine Wirkung haben. Allerdings sollte man vorsichtig sein, allgemeine Aussagen darüber zu machen, da es vom Kontext abhängt. Es gibt auch Studien, in denen der Nudge nicht funktioniert hat, weil die Bereitschaft der Menschen, ihr Verhalten umzustellen, nicht gross genug war.

Letztendlich ist der Nudge ein sanfter Stups und keine harte monetäre Anreizmassnahme. Daher funktioniert er nicht immer. Es ist wichtig zu überlegen, ob die Gäste das gewünschte Verhalten wirklich wollen und ob sie in der Lage sind, es aus verschiedenen Gründen umzusetzen. Der Nudge kann dabei helfen, die Informationen klar und eindeutig zu vermitteln und das gewünschte Verhalten zu fördern. Andernfalls wird es schwierig.

Insgesamt ist der Nudge eine interessante Strategie, um das Verhalten der Menschen zu beeinflussen und nachhaltigeres Verhalten im Tourismus zu fördern. Es ist jedoch wichtig, die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen der Gäste zu berücksichtigen und den Nudge entsprechend anzupassen. So können wir dazu beitragen, dass der Tourismus umweltfreundlicher und nachhaltiger wird.

Im Tourismus und der Nachhaltigkeit funktioniert dies jedoch nur dann gut, wenn die ursprüngliche Absicht des Gastes auch darin besteht, sich nachhaltig zu verhalten. Wenn die Hauptintention des Gastes hingegen darin besteht, möglichst günstig zu reisen oder die günstigste Unterkunft zu finden, dann greift der Nudge nicht mehr.

3. Ethische Aspekte von Nudging

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Im Tourismus sollten ethische Aspekte beim Einsatz von Nudging kritisch hinterfragt werden. Unternehmen und Tourismusorganisationen beeinflussen die Entscheidungen der Gäste oft unbewusst durch die Art und Weise, wie sie Angebote präsentieren. Daher ist es wichtig, sich über die eigenen Werte und Ziele im Klaren zu sein und dementsprechend zu handeln.

Nudging kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Man kann Gäste durch geschickte Präsentation in teurere Angebote locken. Jedoch sollte dies im Interesse des Kunden geschehen, sodass er oder sie das Angebot freiwillig auswählt. Es ist wichtig, dass Gäste die Möglichkeit haben, die Vorgaben abzulehnen, ohne aufwändige Prozesse durchlaufen zu müssen. Die Wirkungsmechanismen von Nudging können jedoch in beide Richtungen gehen. Durch den Ansatz des “Nudge for good” kann man jedoch negative Einflüsse weitestgehend vermeiden.

4. Meine persönlichen Erkenntnisse aus dem Interview

Das Gespräch mit Prof. Dr. Jörn Basel hat meine Sichtweise auf die Wirkung von Nudging im touristischen Bereich verändert. Ich habe die Bedeutung bisher unterschätzt. Während des Gesprächs hat er anschauliche und überzeugende Best Practice Beispiel gebracht – zum Beispiel den Wechsel der Handtücher in Hotels oder das Privatbesitzschild auf dem Lavendelfeld. Ich war sehr gespannt und wollte konkrete Zahlen zur Steigerung erfahren. Prof. Dr. Jörn Basel hat jedoch zu Recht darauf hingewiesen, dass der Kontext eine extreme Rolle spielt und dass es falsch ist, Best Practice Beispiele einfach zu kopieren, da sie nicht zwangsläufig erfolgreich sein müssen. Nachfolgend meine 3 Key-Take-Aways:

  1. Nudging hat eine grosse Wirkung, wenn der Kontext passt und der Gast auch die Grundintention dafür hat.
  2. Nudge for “Good” ist zentral. Nudging muss im Interesse des Gastes geschehen.
  3. Man kann nicht nicht nudgen.

Du willst noch mehr über Nudging im speziellen für nachhaltigeren Tourismus erfahren? Hier findest du eine sehr spannende Studie von der ZHAW über Nachhaltigkeitsmassnahmen mittels Nudging welche funktioniert haben und welche nicht. Auch der folgenden Artikel aus der htr ist lesenswert.

5. Abschluss der Blogserie

In dieser 8-teiligen Blogreihe habe ich euch auf die nachhaltige Reise mitgenommen und unter anderem das Swisstainable Programm vorgestellt. Aufgrund meiner zahlreichen Besuche bei Leistungsträgern, welche Teil dieses Programms sind, konnte ich hinter die Kulissen blicken und ihre Nachhaltigkeitsmassnahmen sichtbar machen. Zudem habt ihr auf dieser Reise gelernt, dass Nachhaltigkeit nicht per se teurer ist, und die Ausflugstipps in der Nähe wie zum Beispiel auf den Zugerberg sehr viel bieten und nachhaltig in Erinnerung bleiben.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei Euch Lesenden für die Diskussionen, Anregungen und das Teilen der Beiträge bedanken. Ich hoffe, ihr habt vieles über das nachhaltige Reisen im Kanton Zug gelernt und wisst, wohin ihr euren nächsten Ausflug planen solltet. Für diese Serie wäre ich froh, wenn ihr noch das folgende Feedbackformular ausfüllen könnt, damit ich in Zukunft auch weiss was euch beschäftigt und welche Inhalte euch am besten gefallen haben.

Ebenfalls möchte ich mich bei den Leistungsträgern und Interviewpartner/-innen für die Zeit und das Engagement bedanken. Ohne die Mitwirkung von Romy Bacher (Schweizer Tourismus-Verband), der Zugersee Schifffahrt, dem Theater Casino, der APART AG, der Zugerberg BahnLorzensaal und dem Prof. Dr. Jörn Basel wäre diese Serie nur halb so spannend gewesen. Danke vielmals für euer Engagement für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus.

Joel De Buren, 2024